Bayerischer Atelierpreis 2025
des Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst sowie des BBK Bayerns
für das Kollektiv Kunstkonsulat
NOT YOUR CHOICE!
Ein wesentliches Merkmal demokratischer Emanzipation war und ist der Kampf um die Gleichberechtigung der Geschlechter und gegen bestehende Normen. Viele der über Jahrzehnte hart erkämpften Rechte werden heute infrage gestellt, bedroht durch ein scheinbar wiedererstarktes Patriarchat und eine radikalisierte politische Kultur. Menschen in der Politik, politische Initiativen oder ideologische Interessengruppen forcieren einen gesellschaftlichen Diskurs, der die Selbstbestimmung von Frauen einschränken soll, sei es durch Eingriffe in reproduktive Rechte oder durch das Festhalten an traditionellen Geschlechterrollen und -bildern. Viele der heutigen Herausforderungen wie die unausgewogene Repräsentation in der Legislative haben ihre Wurzeln in der Vergangenheit. Dennoch scheint für viele die Lösung in der Rückkehr zu überholten Werten und Rollenbildern zu liegen. Dies zeigt sich unter anderem in einer verfehlten Familienpolitik, die es versäumt hat, echte Gleichberechtigung und eine ausgewogene demografische Entwicklung zu fördern. In der Folge wird der weibliche Körper zunehmend politisch instrumentalisiert, während der Druck wächst, sich traditionellen Rollenbildern zu fügen und sich unterzuordnen.
Die Ausstellung NOT YOUR CHOICE! Präsentiert zeitgenössische künstlerische Positionen, die sich mit den Themen Gleichberechtigung, Selbstbestimmung und Geschlechterrollen auseinandersetzen und damit einen der zentralen gesellschaftlichen Diskurse unserer Zeit reflektieren.
Künstlerische Leitung: Janusz Czech
Lisa Schlenker (Assistenz)
Daria Schroth (wissenschaftliche Mitarbeiterin)
Mit: @gabi.boom @edna_alnajar @katrin_bertram @samira_freitag @susi_gelb @clito.risk @kunstkonsulat @der_kleine_container @rafal.milach @amandapalmer @joanna.szproch Frauke Boggasch, Lydia Daher , Anahita Neghabat , Metra Saberova , Stephanie Sarley
Ausstellung „NOT YOUR CHOICE!“
05.04.2025 – 06.07.2025
Fr & Sa 14–19 Uhr,
So 11–19 Uhr
Eintritt frei
Vernissage: 04.04.2025
19 Uhr
@emmapforzheim @stadt.land.enz @stadt_pforzheim #art #pforzheim #kunst #ausstellung #exhibition
Encasing America, 2024
Leftovers in Vitrine, 35 × 35 × 100 cm
In einer transparenten Kiste – irgendwo zwischen Vitrine und gläsernem Sarg – liegen die Überreste der US Election Night Art Extravaganza des Kunstkonsulats vom 5. November 2024. Fragmente einer Inszenierung, die sich an der Grenze zwischen politischem Spektakel und theatraler Dekonstruktion bewegte. Dekor, Materialien, Relikte einer Nacht, in der sich Ästhetik und Ideologie, Ritual und Show, Wahrheit und Täuschung ununterscheidbar vermischten.
Die Kiste wird zum Behälter der Ambivalenz, zum Archiv performativer Demokratie – jener Inszenierung, die in den USA mit unvergleichlicher Radikalität vollzogen wird. Wahlkampf als Spektakel, Politik als Entertainment, der öffentliche Raum als Arena der Macht. Doch was bleibt, wenn die Lichter verlöschen? Wenn die Stimmen ausgezählt, die Masken gefallen sind?
Im Rahmen der Ausstellung NOT YOUR CHOICE! wird dieses Fragment in einen größeren Diskurs eingebettet: die Aushöhlung von Selbstbestimmung, die Re-Traditionalisierung des Politischen, die Rückkehr normativer Geschlechterbilder als Instrument der Kontrolle.


US ELECTION NIGHT
ART EXTRAVAGANZA


5. NOVEMBER 2024
20:00 – 06:00 UHR
all night long

Installation, Objekt, Performance, Theater, Live-Musik, u.v.m.
In einer Nacht, in der alles möglich scheint, betreten Kunst und Politik denselben Raum, verschmelzen Realitäten. Mit dem Eintreffen der US-Wahlergebnisse in Echtzeit, baut sich eine Szenerie auf – ein Abbild der Nation, ein Happening der Gegensätze. Ästhetik trifft auf Zweifel, Line Dancer auf Macht, Cheerleader auf Wrestler und Protestchöre auf Hulatänzerinnen. Zwei Karrierepolitiker werben um Ihre Stimme, das Fernsehbild wechselt im Hintergrund unermüdlich von Hochrechnung zu Hochrechnung. Ein Studio als Bühne, Schauplatz polarisierter Wirklichkeit und des amerikanischen Traums. Während die Visionen Amerikas angezählt werden, entfaltet sich ein Theaterstück, das die Atemnot der Demokratie spiegelt – ein Road Trip durch ein Land, das sich selbst neu erfinden muss, stets durch die Linse der Berichterstattung, live und rau. Ein Fährmann steuert mit lauten Worten und diffusen Gedanken durch die Nacht, bis die große Entscheidung gefallen ist. Für alle Durchhaltewilligen gibt es einen Mitternachtssnack, endlosen heißen Kaffee an einer Saloon-Bar, einen Ort zum Dösen und am Morgen warme Duschen, bevor man nach dieser Reise durch Hoffnung und Dystopie, Nostalgie und Wahlsieg den neuen Tag beginnt.
städtisches atelierhaus am domagkpark


Foto: Gabi Blum